... über das Leben mit vier Männern · Vreni schreibt

Schulen noch zwei Wochen zu – Lasst mich einmal weinen

Leute … Ich will vernünftig sein. Wir müssen auf die Zähne beißen, durchhalten, Rücksicht nehmen, uns zurücknehmen. Aber heute, heute will ich brüllen und dagegen sein, jammern und flehen, dass es endlich vorbei ist.

Bild von J Garget auf Pixabay

Lockdown verlängert! Ich weiß, es ist notwendig. Ich will positiv denken. Aber heute will ich einfach nur heulen, heulen und heulen. Ich liebe meine Kinder. Ich liebe liebe liebe sie wirklich. Grade fühle ich mich aber wie ein Mitglied der Kelly Family. Keine Frage, ich bin und war ein großer Fan. Aber so leben wollte ich nie. Unterricht zuhause – wie soll das denn gehen? Auf engstem Raum zusammengepfercht – wir würden uns erschlagen! Nicht ernsthaft, aber sinnbildlich. Und wer braucht eigentlich Frisöre?? Dann den ganzen Tag diese Musik…

Auf einmal Realität

Aktuell tue ich aber genau das! Ich versuche Ordnung ins Chaos von zwei Klassenstufen in drei Fächern zu bringen. Versuche, die Kinder zu motivieren, wegzuhören wie bescheuert die Aufgaben und meine Korrekturen sind. Ich versuche, geduldig zu ertragen, dass freiwillige Aufgaben eben freiwillig sind, um sie nicht machen zu müssen. Nein, eigentlich habe ich da eine neue Strategie. Ich erwähne das „freiwillig“ nicht mehr. Seither läuft auch das. Wir betreiben Homeschooling: Unterricht zuhause, wie wir es uns nie vorstellen konnten.

Unser Wohnzimmer scheint dabei auf die Größe eines Hausbootes zu schrumpfen und kreativ werden die Kinder immer erst, wenn sie ins Bett gehen sollen. Ohne Scherz: auf einmal fallen ihnen die schönsten Spiele ein! Sobald ich rufe „Es ist Zeit! Zähneputzen und hoch“, müssen Dinge ganz ganz unbedingt gesucht werden, die drei Jahre verschollen waren. Unsere Haare wachsen und wachsen, von Farbe keine Spur mehr. Zum Glück sehen alle auch in der Welt da draußen momentan so aus! Die Klamotten werden zusammengewürfelt, Hauptsache wir sind angezogen. Obwohl zu diesem Punkt nicht mal immer alle Kinder kommen. Das ein oder andere Kind geht das ein oder andere Mal gerade so ins Bett wie es aufgestanden ist. Außerdem muss, solange keine Schule ist, ja wohl nicht alles gebügelt werden und das meiste kann auch noch einen Tag länger getragen werden. Oder zwei …

Musik so richtig mit Stil 😉

Und diese Toniebox!!! Diese Toniebox würde ich am liebsten aus dem Fenster werfen. Ich mag es sowieso nicht, den ganzen Tag beschallt zu werden, habe kaum Radio oder CD an, wenn ich zuhause bin. Außerdem gibt es wunderbare Hörspiel-Tonies. Es gibt sogar schöne Musiktonies. Diese finden von meinen Jungs aber keine Beachtung. Viel schöner ist es doch, die Kreativtonies mit jeder Menge Wumms-Songs zu bespielen. Seither höre ich den ganzen Tag, wie Ramos Pokale fallen lässt, Jogi immer lacht, Lewandowski vorne Robert heißt, dass Haaland so groß wie’s Saarland ist und Reus der Chefpilot. Wumms-Songs! Einen größeren Bullshit habe ich wirklich noch nie gehört. Und weil der eine den Tonie vom anderen nicht hören darf, haben wir das Ganze auch noch in zweifacher Ausführung. Danke!

Über Geschwisterstreit und -liebe, Gezanke und Gemotze habe ich ja schon öfter geschrieben. Wird natürlich auf engstem Raum nicht grade besser. Auf engstem Raum und ohne sportliche Aktivitäten! Schließlich ist es ja erwiesen, dass für den Stressabbau Bewegung unumgänglich ist. Gegeneinander treten, auf der Couch rumspringen, Kämpfen, Rangeln und „sich mit Dartpfeilen bewerfen“ reicht offenbar dazu nicht aus.

„Rasierblatt gegen Aquawelle, Auawelle gewinnt. Aus Bisasam wird Bisaknosp und die nächste Weiterentwicklung ist ein Bisaflor“. Was sich anhört, als würden sich zwei im Irrenhaus unterhalten, sind meine beiden großen Jungs, die Pokémon-Kämpfe ausfechten. Aktuell höre ich das Buch „Erziehen ohne zu Schimpfen“. Dieses Buch wurde definitiv vor dem ersten Lockdown geschrieben. Nicht schimpfen und Lockdown scheint sich auszuschließen. So sehr ich mich bemühe. Ich atme in den Boden, gönne mir Kaffeepausen, mache sogar Achtsamkeit Übungen. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Wenn selbst der Wein nicht mehr hilft… Ihr wisst was ich meine 😉

Natürlich ist nicht alles schlecht

Wie lange das Ganze noch geht, ist nicht absehbar. Wie lange wir die Betreuung zuhause noch regeln können ebenso wenig. Anscheinend gibt es auch Eltern, die ihre Kinder in die Schule schicken, obwohl sie zuhause sind und die Kinder betreuen könnten. Da fragt ihr euch sicherlich „Wer macht so was?“. Wer dann mal 14 Tage zuhause war, weiß zwar immer noch nicht, wer so rücksichtsvoll ist, aber zumindest das „Warum“ ist geklärt.

Es wäre nun unfair zu behaupten, es gäbe Homeschooling-technisch keine guten Tage. Ab und an ist hier um halb neun alles erledigt, gegen halb zehn sogar korrigiert. Aber was dann? Dann ist der Tag ja noch länger! Sportvereine zu, Hallenbäder zu, so gut wie alles zu und Freunde treffen ist sehr begrenzt. Wenn es dann auch noch regnet wie gestern, helfen auch alle schönen Ideen nichts mehr. Denn irgendwann kann man keine Ausmalbilder mehr sehen, keinen Indoor-Parcour mehr ertragen, will die Bastelschere verteufeln und die Brettspiele vom Tisch schleudern.

Leute … Ich will vernünftig sein. Wir müssen auf die Zähne beißen, durchhalten, Rücksicht nehmen, uns zurücknehmen. Aber heute, heute will ich brüllen und dagegen sein, jammern und flehen, dass es endlich vorbei ist. Ab morgen werde ich mich wieder darauf besinnen, warum das alles so viel schlimmer sein könnte! Warum ich eigentlich wirklich dankbar sein muss und es auch bin. So wie ich es vor Kurzem erst geschrieben habe. Und wer mehr aufbauende Worte lesen möchte, kann bei dem Blog von Nathalie Klüver vorbeischauen. Auch sie hat manchmal das Gefühl, nicht alles zu schaffen und zeigt euch, dass das aber vorbeigeht. Wir haben nämlich schon so vieles geschafft. Und wir schaffen auch das!

Auf dass morgen ein besserer Tag wird 🙂 Ihr kennt doch sicherlich auch solche Tage. Wie baut ihr euch dann auf? Ich freue mich über eure Ratschläge und Ideen.

7 Antworten auf „Schulen noch zwei Wochen zu – Lasst mich einmal weinen

  1. .. und dann sind sie groß, sind aus dem Haus und haben eigene Familien, tolle Karrieren und profitieren von deiner „ehrlichen“ Erziehung.
    Und du.. du schaust verklärt nach hinten und weißt: es war gar nicht so schlimm, und insgeheim vermisst du die Zeit mit all ihren Turbulenzen

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    1. Vielen lieben Dank für diesen Kommentar. Ja!! Genauso wird es sein. An manchen Tagen muss ich mich einfach daran erinnern. Und ich weiß, ich habe es gut mit meinen Chaos-Jungs ❤️

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  2. Vielen Dank! Genau mir aus der Seele gesprochen. 🙂 Ich habe zwar nur ein Kind im Homeschooling, dafür aber eines, das nicht in die KiTa darf und altersbedingt wenig die aktuelle Situation einschätzen und bewerten kann.
    Zum Glück haben wir keine Toonies. 😉 Die Gesamtsituation würde ich allgemein als durchwachsen bezeichnen… hoffentlich kommen wir alle unbeschadet und am Ende auch gesund durch die Pandemie! Viel Erfolg weiterhin!

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar 😊 Wir haben hier neben den beiden Homeschooling Kids auch noch ein Krippenkind, das nicht zur Krippe geht. Das finde ich tatsächlich auch sehr schwer. Denn die ganz kleinen müssen ja natürlich irgendwie bespaßt werden, wenn die anderen etwas Ruhe zum Arbeiten brauchen. Und wie du sagst: die können die Situation noch gar nicht einschätzen und verstehen. Ich hoffe hoffe wirklich, dass diese Maßnahmen – auch wenn ich die meisten nicht in Frage stelle – keine Langzeitfolgen für unsere Kinder haben. Aber ich denke, da sind wir gefragt 😊 Mit der richtigen Einstellung schaffen wir es schon!! Es tut doch schon gut zu wissen, dass wir alle nicht alleine mit denselben Problemen sind. Bleib gesund und dir auch weiterhin viel Erfolg! LG, Vreni

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    1. Ja, mit einer Vierjährigen ist es ganz sicher auch nicht immer einfach. Unser Dreijähriger ist ohne Krippe oder Kindergarten oder sonstiger Aktivität auch völlig unausgelastet. Danke für Deine guten Wünsche. Auch Euch nur das Beste und bleibt gesund 😀 LG, Vreni

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