... über dies und das · Allgemein · Vreni schreibt

Kein Boateng, aber ziemlich coole Nachbarn: Vom Feiern und Füreinanderdasein

Und heute, ja heute feiern wir Halloween. Wer da is, is da. Wer kommt, bringt was mit. Irgendwas. Zu Trinken hat ja eh immer jeder was im Haus 😉

„Kurzes Koordinationstreffen unter der Straßenlaterne wegen Halloween.“ Irgendwie so lautete eine Meldung in der WhatsApp Gruppe unserer Straße. Wer hat denn so was? Einen Chat nur mit Bewohnern in nächster Nähe? Wir! Wir mit der besten Nachbarschaft der Welt. Echt jetzt. Man kann sich das kaum vorstellen, aber bei uns gibt es kein Gezeter über laute Kinder, laute Musik oder Grillqualm, der stört. Auch (fast) keine Diskussionen über’s Parken oder sonst irgendwas, was mir sonst von Nachbarschaftsstreitigkeiten zu Ohren kommt.

Hexen gibt’s überall: nicht nur an Halloween

Klar, es gibt in der angrenzenden Straße eine Furie, die nichts Besseres zu tun hat, als sich zu beschweren. Die muss es doch überall geben. Sonst wär’s ja auch irgendwie langweilig. Da werden Strauchfitzel, die aus den Gärten überstehen geschnitten und über den Zaun zurückgeworfen. Aber was macht das schon? Denn unsere Gärten – ich nenne unseren persönlichen gern Naturgarten – sind halt einfach ungepflegt und ein Stückchen asozial. Da stört auch das abgeschnittene Zeugs nicht 😉 Selbstverständlich ist dem nicht so – außer bei uns 😀 Aber es gibt halt einfach Menschen, in deren Leben passiert so wenig, dass man über den Zaun zu anderen blicken und Urteile fällen muss. Aber darüber sollten wir uns nicht aufregen oder gar sauer sein. Nein. Stellt euch doch mal vor, ihr würdet morgens aufstehen und das Spannendste, was euch erwartet, ist beim Nachbarn was zu suchen, über das ihr euch ärgern könnt. Und wenn ihr dann nix findet, würdet ihr euch zu allem Übel auch noch darüber ärgern, dass es nix zu ärgern gibt. Also ehrlich: da is ja eher Mitgefühl angebracht. Mir tut so jemand leid. Muss einsam machen so ein Leben. So was können wir uns in der Straße – die besagte Dame lebt nur angrenzend an unsere Gärten – jedenfalls nicht vorstellen. Hier ist man alles, aber nicht allein.

Gute Nachbarn: unbezahlbar!

Und von den Hexen, die es sicherlich überall irgendwo gibt, möchte ich ja auch gar nicht reden. Ich rede heute von unseren Nachbarn. Von denen, die uns am Abend des Einzugs Pizza rüberbringen nach stundenlanger Schufterei. und von denen, die uns nach einer Woche zum Grillen rufen. Einfach weil sie wissen, dass wir im Chaos untergehen. Von denen, die im Garten oder auf der Straße ein Festchen feiern. Warum? Weil es immer einen Grund gibt. Von denen, die sich einfach auf dem Mäuerchen niederlassen und quasseln. Und dann aufstehen und mit einem Sektchen oder Bierchen zurückkommen. Es war sogar auch mal Champagner. Und ich meine die, die Pakete annehmen, Kinderlärm ertragen oder sogar mit ihnen spazieren gehen, während man einen Termin hat. Die ihre Kinder rüberschicken, wenn mal irgendwas ansteht und wo unsere Kinder jederzeit willkommen sind. Die, deren Türen und Ohren immer offen sind für alles, was so anfällt. Kein unüberwindbarer Zaun und keine imaginäre Barriere. Und damit ist nicht nur die direkte Nachbarschaft gemeint. Nein, die komplette Straße. Eine Straße, die sogar eine WhatsApp Gruppe hat 😉

Ja, wir haben schon immer ein Auge aufeinander. Jede Generation ist vertreten. Das Jüngste Mitglied wächst grade im Bauch. Das älteste ist über 90. Und ich bin mir ganz sicher. Wenn irgendwo die Bude brennt – ob im wahrsten oder im übertragenen Sinne: Dann stehen alle bereit! Ist das nicht toll!?

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen

Sicherlich nervt man sich auch mal. Ich weiß es nicht, aber so ist es bestimmt. Aber wir reden viel, lachen viel. Immer wieder steht auch im Winter der ein oder andere draußen, weil er grade jemanden vor der Haustür getroffen hat. Und was wir besonders gut können ist feiern. Ja, feiern! Darin sind wir besonders gut – altersunabhängig. So wird neben Geburtstagen, auch mal nur der Sommer gefeiert. Oder wir machen ein Adventsfenster vor der Garage, eine Weihnachtsfeier im Gartenhäuschen, gehen gemeinsam essen oder – wie schon erwähnt – finden irgendeinen Anlass. Wir stoßen auf uns an. Darauf, dass wir uns sehen. Darauf, dass es mal wieder Zeit wird anzustoßen und darauf, dass wir die Flasche aufgemacht haben. Darauf, dass der „Hauscrémant“ in Frankreich im Angebot war oder darauf, dass es eine neue Biersorte zum Probieren gibt. Mal sind es ein paar, mal kommen alle.

Und heute, ja heute feiern wir selbstverständlich Halloween. Das läuft so unkompliziert wie die WhatsApp Nachricht vermuten lässt. Wer da is, is da. Wer kommt, bringt was mit. Irgendwas. Zu Trinken hat ja eh immer jeder was im Haus 😉 Und die Kleinen – es sind mittlerweile zehn – ziehen durch unsere Straße. Wer jetzt denkt, da kann die Ausbeute nicht groß sein, der irrt sich gewaltig. Jeder ist vorbereitet und huscht schnell nach Hause, wenn die Meute sich nähert, um völlig überrascht die Tür zu öffnen und Süßigkeiten abzudrücken. Die Ältesten sind mittlerweile so groß, dass das sicherlich total albern ist, aber bisher ziehen sie noch mit und sorgen dafür, dass am Ende alles gerecht verteilt wird. Und wer eben mal keinen Bock mehr auf Gesellschaft hat oder ne kurze Pause braucht, der kann einfach heim. Jede Couch ist ganz nah. Das ist ja das Schöne, wenn man nicht los muss, um was zu unternehmen.

Das große Los

Es gibt Leute, die kaufen ein Haus und stellen dann nach einer Weile fest, dass alles drumherum überhaupt nicht passt. Dass sie umgeben sind von Hyänen, die ihnen das Leben zur Hölle machen oder einfach nur nerven. Oder, ich finde das fast noch schlimmer: mit denen man nichts zu tun hat. Das wäre der Supergau. Auf deren Los steht „leider verloren“. Wir hingegen, wir haben den Jackpot gezogen 🙂

Wie ist das bei euch? Habt ihr auch so tolle Nachbarn oder ist das alles ganz anonym?

PS: Ich erwarte nun von unserer Nachbarschaft, dass alle einen Kommentar hinterlassen, was für tolle Nachbarn sie doch haben 😛

7 Kommentare zu „Kein Boateng, aber ziemlich coole Nachbarn: Vom Feiern und Füreinanderdasein

  1. Na dann macht mal der direkte Nachbar den Anfang…. nur weiß ich nicht was ich dazu noch sagen soll. Du hast es derart auf den Punkt gebracht. Danke. Danke an dich für’s schreiben und Danke an alle anderen für “ da sein“ 😘

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  2. Sehr schöner Text und klingt sehr schön, eure lebhafte Nachbarschaft!🙂 Wir haben immerhin eine ganz nette Hausgemeinschaft und im Sommer schauen sogar einige der Nachbarn öfter mal im Hof vorbei, den wir inzwischen entrümpelt und begrünt haben. Im Winter ist dann wieder jeder eher in seiner Wohnung verkrochen… Großstadtleben eben. Schau mal, ich habe über das Thema Nachbarschaft auch mal geschrieben: https://mutter-und-sohn.blog/2018/06/06/quiche-und-freunde-nachbarschafts-experimente/ Herzlichen Gruß, Sarah

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    1. Liebe Sarah, danke für Deinen Kommentar. Wir haben auch sehr lange in einer Großstadt gewohnt und ich finde, es hat alles seine Vor- und Nachteile. Manchmal vermisse ich die Stadt. Hausgemeinschaft hört sich auch gut an. Aber unsere Nachbarschaft will ich wirklich nicht mehr missen 😉 Ich schau gleich mal bei dir vorbei 🙂 Liebe Grüße, Vreni

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