... über das Leben mit vier Männern · Vreni schreibt

Ein Königreich für mein eigenes Bett! Muss es wirklich das Familienbett sein?

So what!? Sollte nicht jede Mama und jeder Papa nach Gefühl handeln? Denn noch mehr als die Füße in meinem Bauch oder der feuchte Atem direkt neben meiner Nase, stören mich die Verurteilungen anderer für meine eigenen Entscheidungen.

Am 8. April 2018 war es soweit: Der dritte Junge war da. Und mit ihm, oder besser schon mit dem Warten auf ihn, kamen auf einmal ganz neue Themen auf mich zu: Bedürfnisorientierte Erziehung, bindungsorientiert, Attachment Parenting, Impfgegner, gefühlsstarke Kinder, offene statt geschlossener Kindergartengruppen oder ganz KiTa-frei, breifrei und das Familienbett. Ähm, okay!? Mag sein, dass es das alles schon bei meinen Großen gab. Aber es wurden darum noch nicht so ausführliche Debatten geführt. Und vor allem wurde man nicht direkt als schlechte Mutter abgestempelt, wenn man morgens nicht mit drei Füßen, zwei Händen und einem Po im Gesicht völlig unausgeschlafen wach werden wollte. Die Andeutung is ja mehr als klar. Ich stehe nicht so auf die Philosophie des Familienbetts. Dazu werde ich natürlich meine Meinung noch kund tun. Aber an dieser Stelle möchte ich zunächst mal sagen: So what!? Sollte nicht jede Mama und jeder Papa nach Gefühl handeln? Denn noch mehr als die Füße in meinem Bauch oder der feuchte Atem direkt neben meiner Nase, stören mich die Verurteilungen anderer für meine eigenen Entscheidungen. Wenn wir nach unserem Gefühl gehen, spüren wir auch, wenn unsere Kinder glücklich sind. Ergo sind wir dann gute Eltern. Völlig egal, was euch jemand anderes erzählen möchte.

Viele tolle Ansätze – keine Frage

Ich finde an all diesen Themen ganz viele tolle Ansätze und Ideen, die auch mir schon einige Aha-Erlebnisse gebracht haben, die mich überzeugen und uns guttun und unser Zusammenleben sicherlich mittlerweile beeinflussen. Womit ich mich leider auch bei dem dritten Kind nicht anfreunden konnte, ist eben das Familienbett. Und nachdem ich mich nie getraut habe, es zu sagen, denn „das macht man ja jetzt so“, muss es jetzt doch mal raus: nein, ich möchte nicht. Als ich den ersten Artikel dazu las, dachte ich nur: „Ähm bitte was? Euer Ernst?“ Die meinen das ja bestimmt nicht im Sinne von: alle schlafen in einem Bett. Also alle alle. Nicht nur der Säugling. Also habe ich recherchiert. Und doch… Genau das ist mit Familienbett gemeint. Nachdem es so lange das Nonplusultra war, dass die Kinder möglichst früh in ihrem eigenen Bett schlafen sollen, sollen wir nun alle Betten zusammenbauen oder ein riesiges Matratzenlager aufschlagen. Ich soll jetzt mit einem Bein im Bauch, einer Hand im Gesicht und mit drei Kindern zwischen mir und meinem Mann – meinem Ehepartner – schlafen. Und nicht nur das! Ich soll es auch noch gut finden.

Sind die eigentlich von allen guten Geistern verlassen?“, war mein nächster Gedanke. Aber ich möchte für meine Familie immer nur das beste, also habe ich mich etwas näher mit dem Thema befasst. Aber nein… Ich fand natürlich daran auch viele schöne Komponenten, aber insgesamt hat mich das Konzept für unsere Familie nicht überzeugt. Das Platzproblem lässt sich ja noch ziemlich leicht lösen. Mittlerweile gibt es ja sogar schon riesige, fertige Familienlandschaften.

Ein Plädoyer für mein eigenes Bett

Ich sehe für uns persönlich da aber noch ganz andere Probleme. Die Kinder sollen gegen acht Uhr schlafen. Der ganz Kleine fällt sogar schon eine Stunde früher übereinander. Wie soll das Ganze dann aussehen? Ich bin der absolute Nachtmensch. Soll dann immer einer von uns – also mein Mann oder ich – um acht Uhr den Tag als beendet erklären? Sorry… Aber um acht Uhr bin ich erst so richtig wach. Jetzt fange ich an, alles zu regeln, zu schreiben, zu waschen, aufzuräumen. Klar mache ich das den ganzen Tag. Aber jetzt bin ich am effektivsten. Jetzt wird der Legobaukasten nicht unmittelbar, nachdem ich alles in die Kiste gemacht habe, wieder ausgeräumt. Jetzt kann ich eine Maschine anmachen, ohne dass mir jemand einen Schnuller – oder schlimmer noch eine rote Socke – in die Wäsche wirft. Ich kann bügeln, ohne dass einer am Kabel zieht und dabei fernsehen. Kein Pokémon-Blödsinn, sondern einen richtigen Film. Wir können Überweisungen tätigen, nach Ersatzteilen für Spielsachen suchen, Schuhe bestellen und und und, ohne dass jemand von hinten auf die Tastatur schlägt. Und reden! Wir können reden ohne „Moment mal grade, wir unterhalten uns“, das immer komplett ignoriert wird.

Zweisamkeit und Zeit für sich selbst

Und jetzt habe ich Zeit mit meinem Mann oder mal Zeit für mich. Das dürfen wir nämlich nicht unterschätzen. Immer wieder werde ich gefragt, wann ich denn Sport mache, baden gehe und so viel lese. Na dann, wenn die Kinder schlafen! Wenn ich dann natürlich auch schlafe, habe ich selbstverständlich auch keine Zeit für mich.

Und für den Partner. Ich frage mich das ganz im Ernst, wie so ein Eheleben aussieht, wenn man ein Familienbett hat. Abgesehen davon, dass wir auch gerne mal eine Serie zusammen schauen, tut man ja auch gerne noch andere Dinge. Wie ist das dann? „Sorry Jeremy Pascal. Warum bist du denn wach? Nein! Uns tut nix weh. So wurdest du gemacht.“. Mmh, weiß nicht!? Als ich in der dritten Klasse war, wurde ich auf dem Heimweg aufgeklärt. Ich erinnere mich noch an alles ganz genau! Und als ich nach Hause kam, habe ich vollkommen angeekelt gesagt „Also wenn ich das machen muss, um Kinder zu kriegen, dann will ich keine Kinder.“ Nun … hat sich nicht bestätigt, aber wie das wohl bei einem Dreijährigen ankommt, der es auch nicht nur erzählt bekommt?

Was mich dann noch interessieren würde: wie lange behält man denn so ein Familienbett? Ich kenne jemanden, der jemanden kennt – wie das eben im Saarland so ist – der mit 16 noch bei Mama geschlafen hat. Und jetzt haltet euch fest: mit seiner Freundin! Würg. Also bitte … es hat doch alles sein Grenzen. Aber das nur am Rande zum Schmunzeln 😉

Beistellbett statt Familienbett

Versteht mich bitte nicht falsch. Natürlich muss das jeder für sich entscheiden. Wenn die Partnerschaft nicht darunter leidet, alle gut schlafen und sich alle Familienmitglieder damit wohlfühlen, ist das eine tolle Sache. Wir aber haben uns dagegen entschieden. Als unser erster Sohn 2010 zur Welt kam, stand ein Familienbett noch überhaupt nicht zur Debatte. Wir hatten ein Babybay. „Näher geht nicht.“ So dachten wir. Heute ist das Beistellbett eher ein Dekoelement in den Elternschlafzimmern. Spätestens nach dem ersten Stillen oder der ersten Flasche liegt das Baby im Bett zwischen den Eltern. Ich persönlich hätte viel zu viel Schiss, dass ich es im Schlaf platt walze. Angeblich verhindert das ja der Mutterinstinkt. Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber bei mir liegt da auch noch mein Mann neben dran. Und auf dessen Mutterinstinkt verlasse ich mich mal lieber nicht.

Für uns war es also mit Beistellbett die perfekte Lösung. Auch bei Nummer zwei und drei. Klar sind die Kinder mal auf meinem Bauch eingeschlafen. Wunderschön war das! Wenn ich dann wach wurde, habe ich sie ganz vorsichtig zurück ins Babybay gelegt. Warum hat man denn sonst so ein Teil? Meiner Meinung nach ist eine ausgeschlafene Mama auch für das Baby die bessere Variante. Wenn das Mamas oder Eltern insgesamt anders machen, weil sie sich damit wohler fühlen, habe ich dafür vollstes Verständnis. Ich akzeptiere da natürlich jede Meinung neben meiner. Was ich hingegen überhaupt nicht mag, sind Verurteilungen und solche Aussagen wie „Deine Kinder haben es dir halt leicht gemacht.“ oder „Die Kinder brauchen mehr Nähe.“.

Kein Verurteilen bitte

Also was das Schlafen betrifft, haben es uns unsere Kinder ganz gewiss nicht leicht gemacht. Ich beschwere mich bloß nicht über etwas, das ich selbst gewählt habe. Und wenn unseren Kindern es an irgendetwas nicht fehlt, dann ist es Nähe. Wozu wir uns dafür zu fünft in ein Bett quetschen müssen, ist mir einfach schleierhaft. Mein Baby schreien lassen? Selbstverständlich nicht. Ich gehe zu ihm, streichle es, nehme es in den Arm. Kuschel. Gebe ihm so viel Nähe wie es braucht, bis es wieder einschläft. Ich lasse auch meinen Mittleren nicht schreien bis er schließlich aufgibt und doch alleine einschläft. Ganz im Gegenteil. Ich liege bei ihm, bis er es endlich geschafft hat. Mal tue ich es einfach ohne groß drüber nachzudenken. Mal genieße ich die Zeit mit ihm ganz alleine. Und manchmal da nervt es mich so sehr, dass ich ihn am liebsten anbrüllen würde „scheiße schlaf endlich ein“. Tue ich natürlich nicht. Aber Tatsache ist, dass immer jemand da ist. Mein Mann oder ich, oder abwechselnd. Und genau darauf kommt es doch an. Dass wir für unsere Kinder da sind.

Zweifel

Ab und an überkommen mich auch Zweifel. Vor allem, wenn ich daran denke, wie ungern ich als Kind allein geschlafen habe. Wie schön müsste es für den Mittleren sein, wenn wir uns einfach alle gemeinsam in ein riesiges Bett legen würden. Kein Betteln mehr, noch etwas länger zu bleiben, kein Aufstehen und ins Bett krabbeln mitten in der Nacht. Und auch für uns! Nur friedlich nebeneinander schlafen, die ganze Nacht kuscheln. Nicht aufstehen, wenn der Jüngste den Schnuller verliert. Kein Aufschrecken, wenn komische Geräusche aus dem Babyfon kommen.

Aber dann ist da auch wieder die Sache mit der Partnerschaft, der Zweisamkeit, der Zeit für sich. Und unser Ältester! Der würde wahnsinnig werden, müsse er die ganze Nacht mit seinen Brüdern verbringen.

Alle müssen zufrieden sein

Letztendlich muss man immer eine Lösung finden, die für die Familie im Gesamten am besten ist. Wie gesagt: alle müssen sich wohlfühlen. Bei uns darf, wer krank ist, zu Mama und Papa. Wer Albträume hat natürlich auch. Kuscheln ist immer erlaubt. Ansonsten schläft jeder in seinem eigenen Bett und die Kinder seit ungefähr dem ersten Geburtstag im eigenen Zimmer.

Selbstverständlich gehen die Meinungen bei diesem Thema total auseinander. Bei little years könnt ihr zwei unterschiedliche Erfahrungen und Meinungen lesen.

Kleinliebchen erzählt, warum sie ihr Familienbett so lieben. Auch Nathalie hat ein Plädoyer fürs Familienbett geschrieben. Aber ich habe kein Plädoyer für das eigene Bett gefunden. Jetzt ist es da. Ein Königreich dafür, dass ich mich so quer legen darf wie ich will 🙂

Es interessiert mich sehr, wie das bei euch so ist und freue mich auf eure Anregungen dazu!

4 Kommentare zu „Ein Königreich für mein eigenes Bett! Muss es wirklich das Familienbett sein?

  1. Du hast Recht, leben und leben lassen!

    Also wir haben das Familienbett jetzt auch für uns entdeckt. Zwei Erwachsene mit einem Kind. In der Variante: Das Kind schläft weiter in seinem Kinderzimmer und die beiden Eltern haben in der Mitte eine demilitarisierte Zone für besondere Anlässe geschaffen.

    Ich sag ja immer, mehr ist mehr!

    Gefällt 1 Person

    1. Danke für deinen Kommentar 🙂 So ungefähr handhaben wir das auch. Der Mittlere kommt ab und an mal nachts vorbei, aber im Grunde genommen hat jeder sein Bett. Zu fünft wäre für uns einfach zu viel. Wie du sagtst: für jeden so, wie es für ihn bzw. die Familie passt 😊

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    1. Liebe Kerstin, danke für deinen Kommentar. Den Link habe ich drin gelassen, denn der Artikel ist wirklich sehr interessant! Das mit der Zweisamkeit sehe ich halt ganz anders. Denn die Theorie, dass man diese immer und überall haben kann, geht nicht auf. Denn im Regelfall schlafen die Eltern, die das Familienbett leben, mit ihrem Kind/ihren Kindern ein. Und da kann man sich anstrengen wie man will, die Zweisamkeit is futsch. Egal ob im Bett oder woanders. Ich rede hier natürlich nicht von Säuglingen. Die waren wie gesagt, auch bei uns im Zimmer. Ich frage mich, wie das Familien über so viele Jahre schaffen. Denn viele schlafen ja wirklich bis lang in die Grundschulzeit hinein alle in einem Bett oder Matratzenlager… 🤷🏼‍♀️

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