Ich glaube, wir haben nicht weniger Geld als früher, aber wir haben höhere Ansprüche.

Als ich Sunnybees Aufruf zur Blogparade entdeckt habe, dachte ich mir „Boa… Kein Problem! Als Teil einer fünfköpfigen Familie fallen mir tausend Dinge ein.“ Denn die Frage lautet „Was brauchen Familien wirklich?“ Als ich mich dann drangesetzt habe, habe ich festgestellt, dass es eigentlich alles andere als einfach ist. Denn jede Familie ist anders und jede braucht wahrscheinlich auch etwas anderes. Ich gehe jetzt mal von unserer „Kleinfamilie“ aus. Denn so habe ich das Thema verstanden.
Selbstverständlich sind da die ganz essentiellen Dinge wie Zeit und Geld. Ich habe viele Beiträge der Blogparade gelesen und viele wirklich sehr gute Anregungen gefunden. Alle sind individuell, doch die meisten laufen darauf hinaus: wir brauchen Zeit und Geld. Und ich sehe das genauso. Wer ein schönes Familienleben haben möchte, braucht diese beiden Dinge auf jeden Fall. Wir brauchen Geld, um das Familienleben und alles drumherum zu finanzieren. Und wir benötigen Zeit, die wir mit der Familie verbringen können. Um eine Familie sein zu können. Findet ihr aber nicht auch, dass sich da ein Teufelskreis zwischen Zeit und Geld bildet? Denn um Geld zu verdienen, damit wir eine schöne Zeit verbringen können, müssen wir mehr arbeiten. Ergo haben wir weniger Zeit dazu, um sie tatsächlich mit der Familie zu nutzen.
Keine Familienzeit wegen Arbeit
Zunächst herrscht da auch ein ziemliches Ungleichgewicht. Da gibt es die Mamas oder Papas oder beide, die sich abrackern müssen, um die Familie über die Runden zu bringen. Die dann noch mehr und immer mehr Zeit in Arbeit investieren, um ihren Kindern auch eine Klassenfahrt oder ein eigenes Fahrrad zu finanzieren. Neue Kleider, damit sie nicht immer der Außenseiter sind. Die nicht einfach ein Päckchen Pokémon Karten für unglaubliche 4,49 Euro kaufen können, damit die Kids am Ball bleiben. Diese Eltern arbeiten so viel, um ihren Kindern etwas zu bieten, dass sie sich als Familie kaum mehr haben.
Aber auch diejenigen, die diese Probleme nicht kennen, haben kaum Quality-Time. Also eigentlich bin ich auch über Moni von Tausche Pumps gegen Schlappen auf die Blogparade gestoßen. Allein den Namen ihres Blogs finde ich so klasse und passend. Und genau hier fängt es nämlich schon an. Hier geht es in die andere Richtung. Wer ist denn noch bereit, Pumps gegen Schlappen zu tauschen oder im Falle des Mannes Sneakers gegen… ähm Sneakers? Egal… Was ich sagen möchte ist, dass auch diejenigen, die eigentlich keine Geldprobleme haben, dennoch oft darüber klagen.
Wie viel Luxus brauchen wir?
Daher möchte ich das Ganze auch noch mal aus einer anderen Perspektive betrachten. Was brauchen Familien denn eigentlich nicht? Denn wenn ich mich umschaue, dann bauen so viele Familien neu und nicht gerade klein, haben einen Pool im Garten, fahren ein bis zweimal pro Jahr in Urlaub, kaufen ihren Kindern iPads, Smartphones, Spielkonsolen, neue Fahrräder, ein Auto! Das muss natürlich finanziert werden. Aber braucht man als Familie diesen Luxus? Mir hat eine Kollegin mal gesagt, dass sie kein zweites Kind möchte, weil sie ihrem Sohn alles ermöglichen möchte, z.B. ein eigenes Auto zum 18. Geburtstag. Ich habe sie gefragt, ob sie denn eine ihrer Schwestern gern gegen ein Auto eintauschen würde, das mittlerweile schon verschrottet wäre. Also meine Antwort lautet ganz klar: nein. Ich verstehe die Entscheidung für ein Einzelkind total. Aber es geht mir um dieses Argument. Das kann ich nicht nachvollziehen.
Unsere Eltern sind mit uns auch nicht in Urlaub geflogen. Wir sind zur Mittwochs-Erholung (wie habe ich sie gehasst) gegangen und haben in den Sommerferien eben jeden Mittwoch einen schönen Tag mit anderen Kindern verbracht. Okay, ich habe es Mittwoch-Stress genannt, aber wenn ich daran zurückdenke, habe ich nur gute Erinnerungen. Später sind wir dann mit in Ferienfreizeit gefahren. Dort haben wir die besten Freundschaften geschlossen, die man sich nur vorstellen kann. Viele halten bis heute und wahrscheinlich für immer. Ich habe nichts vermisst. Als ich dann als Studentin Ski-Fahren war, habe ich das gleich zweimal getan: Zum ersten und zum letzten Mal. Vielleicht wäre das anders, wenn ich es als Kind gelernt hätte. Aber auch das gibt mir nichts. Und wisst ihr was? Ich lebe noch!

Ich glaube, wir haben nicht weniger Geld als früher, aber wir haben höhere Ansprüche. Um die zu finanzieren, müssen wir Zeit investieren. Hinzu kommt, dass die meisten Frauen vor der Schwangerschaft einen ihrem Mann gleichwertigen Job hatten und verständlicherweise in diesen zurück wollen. Da entsteht dann eine zusätzliche Zwickmühle. Denn wenn sowohl die Frau als auch der Mann Geld verdienen, haben wir mehr Geld, aber selbstverständlich wiederum weniger Zeit.
Wünschenswerte Modelle: es kann funktionieren
Es gibt natürlich Modelle, da funktioniert das sehr gut. Bspw. wenn ein Elternteil Lehrer ist. Nein, ich denke nicht, dass Lehrer nichts schaffen müssen! Aber ich denke, sie sind meist nachmittags zu Hause und können sich dann ihre Arbeit etwas einteilen. Das mag anstrengend sein, sich noch mal hinzusetzen, wenn die Kinder schlafen, aber ist zumindest theoretisch möglich. Es ist familienfreundlich. Ich kenne auch eine Familie, in der die Eltern sich das Home-Office teilen können und so dem Familienleben trotz Arbeit gerecht werden. Schön finde ich die Idee von Moni (s. o.), dass es Eltern-Kind-Büros geben könnte. Und es gibt garantiert Arbeitgeber, die familienfreundlich sind oder immer mehr werden. Zum einen sind das aber momentan noch sehr wenige und zum anderen gibt es eben Berufe, da funktioniert das einfach nicht. Und dann ist das einfach mal so. Im Normalfall weiß man das aber zum entsprechenden Zeitpunkt schon und hat sich schließlich für Kinder und somit auch für Familie entschieden.
Zeit ist Geld oder umgekehrt?
Ich möchte niemanden anprangern oder anklagend sein. Jeder soll so leben, wie er und die Familie glücklich sind. Auch wir haben ein Haus, ein Auto, ein fahrendes Museum und lieben den Pool unserer Nachbarn (auch wenn wir etwas neidisch sind) 😉 Auch ich will wieder arbeiten gehen. Nur, die Schere ist sehr groß. Es ist nicht in Ordnung, dass manche trotz anständiger Arbeit wirklich am Existenzminimum leben müssen. So etwas dürfte es nicht geben und ich bin dankbar, dass ich nicht jedes Mal Angst vor dem Monatsende haben muss, weil nichts mehr übrig ist oder die Schulden immer höher werden. Ich denke, wir liegen irgendwo mittendrin. Und dennoch neige ich dazu, neidvoll auf andere zu blicken oder immer mehr zu wollen, obwohl ich doch schon alles habe: meine Familie. Genau das ist mir beim Schreiben dieses Artikels bewusst geworden und ich möchte mich immer wieder daran erinnern. Und ich möchte dazu anregen, darüber nachzudenken – wenn es um das Thema Geld geht – ob es uns wirklich fehlt und ob wir das alles brauchen oder besser gegen etwas Zeit eintauschen.
Keine Frage: Geld erleichtert so Einiges. Und jeder sollte seinen Kindern ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und eine solide Ausbildung ermöglichen können. Selbstverständlich auch vieles über das Existenzminimum hinaus. Aber wenn wir mal ehrlich sind, geht es bei sehr vielen Familien nicht mehr um diese Dinge. Es geht um weitaus mehr. Denn wir wollen uns verwirklichen, tolle Urlaube verbringen, hetzen von Termin zu Termin, tanzen auf zwanzig Hochzeiten, rennen von einem Treffen zum anderen. Und dann? Wo bleibt die Familie dabei?
Familien brauchen eins: sich
Ich habe für mich und meine Familie festgestellt, wir brauchen weniger von alledem und stattdessen mehr von uns – der Familie. Und zwar nur von uns: auf der Couch gammeln, gemeinsam kochen, zusammen Hausaufgaben erledigen, im Garten toben, Filmabende, Grillen, Zoobesuche, schwimmen gehen, kuscheln, noch mehr kuscheln, vorlesen, gemeinsam lesen, erzählen, und manchmal streiten. Und das alles als Familie. Das haben wir viel zu wenig.
Jede Familie ist anders und jede braucht etwas anderes. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass sie vor allem eins brauchen: sich. Auch wenn jeder noch er selbst sein kann, auch mal alleine sein und etwas alleine erleben kann, auch wenn wir uns beim Familiensein nicht aufgeben müssen, zählt doch letztendlich nur, wer am Ende des Tages auf einen wartet.
Eure Vreni
In eine ganz andere Richtung geht übrigens der Artikel von einer blinden Mama. Bei ihr geht es vor allem um Vertrauen. Sehr interessant! Schaut mal rein bei Lydia’s Welt.
Ein sehr interessanter Beitrag zur Blogparade. In puncto Geld sehe ich die Sache so, dass man als Familie schon mehr Geld braucht. Im Vergleich: mein WG-Zimmer konnte ich für 260 € damals beziehen, meine 3-Raum-Wohnung jetzt kostet knapp 1.000€ Miete. Auch die KiTa-Gebühren schlagen mit 450 € (inklusive Essensgeld) zu Buche. Plus Lebensmittel ist mein Gehalt schon weg, obwohl noch mehr Kosten da sind, und ich arbeite auch 40 Stunden.
Andererseits hast du natürlich recht: wenn es zwei Verdiener gibt, dann ginge es eigentlich ganz gut mit dem Geld, allerdings leisten sich viele dann mehrere Kinderzimmer, Urlaube, ein Auto, Hobby, Fitnessstudio ect. – immer mit dem Gefühl, das sei alles Standard. Dabei ist es durchaus Luxus und es lohnt sich, mal einen Gang runterzuschalten. Denn Zeit als Familie ist wichtig. Das stimme ich dir voll zu.
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Danke für deine Meinung. Ich gebe dir total recht! Wohnraum und KiTa sind extrem teuer. Daher habe ich auch betont, dass es die und die gibt. Und es dürfte echt nicht sein, dass manche ackern und ackern und es bleibt kaum was hängen. Und an alle diejenigen, bei denen das eben nicht so ist, appelliere ich, dass sie dankbarer und zufriedener sein sollten. Denn kein Luxus kann uns die Zeit mit unseren Kindern ersetzen. Die Zeit mit der Familie: das ist der eigentliche Luxus 😊
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