Also ehrlich: wir haben fließend Wasser und Waschlappen. Was wir weder jetzt noch nach der Krise ganz dringend brauchen werden, ist Klopapier!

Es wird Zeit für ein neues Bullshitbingo. Trockene Hände, leere Handcremes, leere Kühlschränke, volle Kleiderschränke, ganz viele bekloppte Nachrichten, Homeschooling, Homeoffice und auf einmal ganz viel Zeit, oder? Es sind so viele Dinge, die uns im Moment beschäftigen und manche Floskeln oder Wörter kann man doch schon wirklich nicht mehr hören. Über diese ganzen Fake-Nachrichten habe ich mich letzte Woche ja schon ausgelassen. Viele von euch können garantiert auch heute „Bingo!“ rufen, oder?
Wir haben endlich mal Zeit für…
… äh bitte was? Ich möchte hier mal mit dem Vorurteil aufräumen, wir hätten wegen der Ausgangsbeschränkung nun mehr Zeit für irgendwas. Ja, der Zeitfaktor ist ein großes Thema. Und ja, ich verbringe wesentlich mehr Zeit mit meinen Kindern. Ob das Quality Time ist oder nicht, hängt aber schlichtweg einfach mal von der Tagesform ab. Mal von denen der Kinder, mal von meiner. Und ich genieße zweifelsohne die Zeit mit ihnen. Vor allem der ganz Kleine ging ja früher als geplant in die Krippe, so dass ich die Zeit mit ihm besonders schön finde. Und mich aber ehrlich gesagt manchmal frage, wie ich es eigentlich vor sechs Jahren mit zwei fast gleichaltrigen solcher Exemplare ausgehalten habe 😉 Ein Königreich für einen Kaffee und einen Toilettengang ohne Kind am Bein. Ihr wisst, was ich meine? Es gibt gute und schlechte Tage – auch wenn das Schöne selbstredend mit Kindern immer überwiegt.
Aufräumen
Und selbstverständlich habe ich auch wahnsinnig viel Zeit zum Aufräumen. Und zwar den ganzen Buddick, den alle hier verursachen, während ja normalerweise gar niemand zuhause wäre. Ich glaube, unsere Spülmaschine läuft bald heiß, der Staubsauger ebenso und das Badputzmittel hat den doppelten Verbrauch. Außerdem quillt unser Schrank über. Warum sollten die Kleinen jeden Tag was Frisches anziehen? Die Unterwäsche wird gewechselt, aber ob ein Fleck auf Hose oder T-Shirt ist, interessiert doch nun wirklich niemanden. Einen Überraschungsbesuch können wir schließlich auch ausschließen 🙂
Aber sorry… Dieses idyllische „Endlich mal Zeit für“ bleibt bei uns völlig aus. Wir hätten endlich mal Zeit für Zoo, Spaßbad, Kino … Is aber ja nicht. Stattdessen komme ich hier zuhause zu nichts. Zu überhaupt nichts. Und schlimmer noch. Jetzt habe ich den ganzen Tag vor Augen, was ich alles machen könnte und welche Baustellen wir seit Jahren vor uns herschieben. Igitt …
Zeit mit den Kindern genießen
Ich will mich nicht über die Situation beschweren. In keinster Weise. Mir geht nur auf die Nerven, dass dieses „Endlich mal Zeit für“ mir ein Gefühl vermittelt, ich müsse mehr tun. Die Zeit mehr nutzen und dabei tu ich doch den ganzen Tag was: den Kindern hinterher räumen, mit den Kindern spielen, die Großen bei den Schulaufgaben unterstützen. Für mehr bleibt gar keine Zeit.
Auch diese tausend Beschäftigungsangebote, die man so für die Kinder bekommt, sind eigentlich wunderschön – ganz tolle Sachen dabei. Plakate gestalten, Vorlesestunde bei YouTube, hundert Regenbogen anmalen, Sport vor dem Fernseher… Sorry! Wann macht ihr das alles? Ich bin froh, wenn sie irgendwie mit ihren Aufgaben über den Tag kommen und dann raus spielen gehen. Wir haben doch unfassbar viel Glück mit dem Wetter. Zuerst hatte ich ein ganz schlechtes Gewissen, dass wir uns bei all dem Angebot nicht beteiligen, aber mittlerweile bin ich froh, dass sie so viel Bewegung an der frischen Luft haben. Es scheint aber auch, meine Jungs können sich zum Glück ganz gut selbst beschäftigen. Wenn sie sich nicht gerade die Köpfe einschlagen oder darum kämpfen, dass die Schulaufgaben, die ich von Hand in den Plan geschrieben habe, ja eigentlich gar keine Pflichtaufgaben sind. Alles Weitere hebe ich mir für Zeiten auf, in denen die Stimmung kippt oder das Wetter nichts anderes zulässt. Ein paar eigene Ideen hatte ich ja auch hier schon mal vorgestellt.

Ich für meinen Teil versuche nun einfach das zu genießen, was ich habe: meine Kinder 🙂 Und das schöne Wetter. Stellt euch aber mal vor, es hätte die ganzen letzten drei Wochen geregnet! Hölle! So habe ich dann tatsächlich doch eine Sache gemacht: den Garten. Also sechs „Dings“ habe ich geschnitten. Die Hortensien, den Lavendel, die Brombeeren und drei weitere ähm… Pflanzen. Das sind ziemlich genau sechs mehr als im letzten, im vorletzten und vorvorletzten Frühjahr. Is doch schon mal was, oder!?
Hamsterkäufe
Was mich genauso nervt, is das Einkaufen zu Corona-Zeiten. Als freitags verkündet wurde, dass die Schule geschlossen wird, musste ich erst einmal einkaufen gehen. Ich bin aus den Latschen gekippt, was da los war. Das mit dem Hamstern hat ja etwas nachgelassen. Geht man einkaufen, sind die Gänge – oft aber auch die Regale – leer. Mehr als die Hälfte der Leute haben Handschuhe und/oder Masken an. Gruselig, oder?
Das Phänomen Klopapier
Ich frage mich dennoch, was das hier in Deutschland für ein Ding is, das mit dem Klopapier gedreht wird. Eine Psychologin meinte, das Hamstern des Toilettenpapiers stehe dafür, dass wir uns verletzlich fühlen. Es stehe stellvertretend für unser Gefühl nach Sicherheit, Schutz, Halt und Orientierung. Weil wir und wohl auf dem Klo besonders angreifbar fühlen (Bei RTL extra vom 16.03.). Oh Gott … Also ehrlich: wir haben fließend Wasser und Waschlappen. Was wir weder jetzt noch nach der Krise ganz dringend brauchen werden, ist Klopapier! Die Holländer hamstern hingegen wohl Haschisch und Käse, Italiener Zigaretten und Krappa, die Franzosen Kondome und Rotwein. Was sagt das über unser Land nun aus?? Ich denke, ganz tief im Inneren, gehören wir Saarländer doch noch zu Frankreich 😉
Einkaufen für eine ganze Woche: Hölle!
Wenn man dann nun einkaufen geht, fühlt man sich wie ein Schwerverbrecher. Ich soll für fünf Leute für eine ganze Woche einkaufen. Abgesehen davon, dass ich das kaum nach Hause schleppen kann, ist es nicht schön, wie man mit dem überquellenden Wagen angeschaut wird. Ich versuche dann zurückzublicken und mit meinem Blick zu sagen „Wer das alles essen soll? Meine Kinder.“ Schrecklich so was. Und ich war tatsächlich so naiv und dachte, ich könne immer für zwei Tage vorkochen. Aber nix da!! Es ist immer alles – restlos ALLES – leer. Auch der Kühlschrank. Unfassbar! Dann soll ja auch nicht jeden Tag das Gleiche auf dem Tisch stehen. Es soll gesund sein. Und es soll schmecken. Wer – wie ich – nur wochenends kocht, weil die Kinder sonst in der Betreuung essen, steht also noch vor einer weiteren Herausforderung: dem Zufriedenstellenundtrotzdemgesundkochen.
Der Vier-Wochen-Speiseplan für verzweifelte Mamas
Ich habe dann mit den Kindern Ideen gesammelt und einen Wochenspeiseplan erstellt. Anhand dessen konnte ich – neben weiteren Überlegungen zu Frühstück, Obstsnacks, Abendessen – dann eine ordentliche Einkaufsliste machen, um das Chaos etwas zu reduzieren. Wer also noch Ideen zum Kochen braucht, kann sich den Vier-Wochen-Plan hier herunterladen. Er entspricht vielleicht nicht immer den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Dafür ist er auf Kindermäuler abgestimmt, ist abwechslungsreich und ich würde sagen auch gesund.

Homeschooling / Coronaferien
Das Wort „Coronaferien“ hasse ich! Wer auch immer das in die Welt gesetzt hat, gehört gestraft. Bis ich die Kinder soweit hatte, dass es keine Ferien sind … eieiei!
Genauso bescheuert finde ich das Wort „Homeschooling“. Wir sind weder Pädagogen, noch kennen wir den Lehrplan. Wir können nicht unterrichten. Wir können nur versuchen, unsere Kinder zu animieren, die ihnen gestellten Aufgaben zu meistern. Unsere Jungs haben sehr viel Glück mit ihren Klassenlehrerinnen und es ist halt auch „nur“ Grundschule. Andere stehen da vor größeren Herausforderungen. Die größte für uns alle ist jedoch, die Kinder überhaupt dazu zu bringen, alles zu erledigen.
Ich bin der festen Überzeugung, das Homeschooling soll die Eltern zu Höchstleistungen antreiben. Quasi, damit sie ganz schnell einen Corona-Impfstoff finden 😉 Aber im Ernst: ich denke, wir sollten nach unserem Gefühl gehen, was wir unseren Kindern und uns zumuten können. Jedes Kind ist anders. Und während der eine vielleicht freiwillig Zusatzaufgabe um Zusatzaufgabe erledigt und klare Strukturen braucht, muss man dem anderen vielleicht einfach mal eine Pflichtaufgabe erlassen. (Wer uns kennt, weiß nun, wer wer ist ;)) Auch die Kinder leiden unter der Situation. Auch ihnen müssen wir Halt und Sicherheit geben. Die schulische Leistung sollte da zweitrangig sein. Wir haben eine Struktur. Dennoch lasse ich jeden Tag auf uns zukommen, entscheide immer neu und bin auch öfter mal etwas nachsichtig. Dann wird mal mehr gekuschelt und gespielt und weniger gelernt. Genießen wir alle!
Was wir jetzt viel mehr als Mehl oder Klopapier brauchen, sind starke Nerven. Wer sie nicht hat, kann noch mal bei meinen Tipps für die Sommerferien nachschauen. Die Ausflugstipps entfallen zwar, aber alles andere gilt 😉
Und bald könnt ihr hier lesen, wie es mit dem Bullshit-Bingo weitergeht. Was mich noch so nervt, was uns beim Social-Distancing so schwer fällt und warum ich mir über KiTa-Beiträge keine Sorgen mache. Selbstverständlich wird alles gut. Ich freue mich schon darauf 🙂
Bis bald, Eure Vreni
Gefällt euch, was ich schreibe? Dann sagt es gerne weiter!
Ach ja, sehr schön zusammen gefasst 🙂 Wir hoffen aufs Beste und nehmen jeden Tag wie er kommt – nicht war?
Parole „Durchhalten und weitermachen“! Alles Gute für dich und deine Jungs und bleibt gesund!
Liebe Grüße
Viola
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